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Impact Investing at the Base of Pyramid – Wirkungsvolles Investieren zur Armutsbekämpfung

Impact Investing bezeichnet eine Art der Investitionstätigkeit, die neben einer finanziellen Rendite eine soziale Wirkung zu erzielen sucht, wobei sowohl Intentionalität als auch Messbarkeit der sozialen Wirkung gegeben sein müssen. Die Stiftung befasst sich bereits seit einiger Zeit mit Fragen des Impact Investing.

Mittlerweile hat das Modell auch in den Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit Einzug gehalten. Hierbei wird Impact Investing häufig für den sozio-ökonomisch niedrigsten Teil der globalen Einkommenspyramide, der sogenannten „Base of the Pyramid“ (BoP), propagiert – basierend auf den Annahmen des gleichnamigen wirtschaftstheoretischen Ansatzes. Dieser besagt, dass die Menschen an der BoP als Konsumenten und Produzenten in profitable Geschäftsmodelle involviert werden können, die sich spezifisch dem BoP-Marktsegment widmen (siehe dazu auch: Social Entrepreneurs at the Base of the Pyramid).

In der Praxis ergibt sich häufig ein Spannungsfeld von sozialen und finanziellen Zielsetzungen, das je nach investierendem Akteur anders interpretiert wird. Gerade der durch armutsbedingte Vulnerabilität geprägte Interventionskontext verschärft hierbei die Frage nach den ethischen Risiken der Profitgewinnung aus Armutsbekämpfung.

Im Rahmen einer qualitativen Fallstudie wurde das BoP-Impact-Investing-Programm einer staatlichen europäischen Entwicklungsagentur untersucht. Auf der Grundlage der Finanzialisierungstheorie wurde erforscht, inwiefern finanzielle Motive gegenüber entwicklungspolitischen Motiven die Programmstrategie bestimmen.

In dem untersuchten Fall dominierten finanzielle Motive die Handlungslogik des Impact-Investing-Programms. Diese Finanzialisierung von Armutsbekämpfung manifestierte sich dabei vor allem in folgenden Beobachtungen:

  • Armut wird unidimensional als rein ökonomisches Problem konzipiert: Armut wird dabei als fehlender Zugang zu Einkommen und Produkten begriffen und beinhaltet keinerlei sozialpolitische Dimension. Armutsreduktion ist somit eine technische Intervention die in einem politischen Vakuum stattfindet.
  • Erhebung von Investitionsvolumen von einem Mittel zum Ziel selbst: Das Wachstum des Impact-Investment-Markts gilt unabhängig von der sozialen Wirkung als Erfolgsindikator.
  • Die Interventionszielgruppe (BoP) wird nicht als Programm-Stakeholder einbezogen: Die vermeintliche Zielgruppe der Investments, d. h. die Menschen am unteren Teil der Einkommenspyramide, werden nicht als zentrale Stakeholder in das Programm einbezogen und besitzen keinerlei Repräsentation oder Feedback-Kanäle.

Insgesamt lassen in dem untersuchten Fall die Profitabilitätsmotive die entwicklungspolitischen Ziele in den Hintergrund treten. Durch ein vereinfachendes Armutskonzept wird Armutsreduktion zu einer rein technischen und potentiell profitablen Intervention. Dabei fehlen Schutzmechanismen, die sicherstellen, dass nicht mehr Wert von der BoP extrahiert als durch die Investments für diese Gruppe generiert wird. In Anbetracht der ungleichen Machtverhältnisse zwischen armen Bevölkerungsschichten und Finanzmarktakteuren ist es wichtig, dass staatliche Akteure, die Impact Investing als neues Modell zur Armutsbekämpfung propagieren, die ethischen Risiken von BoP-Impact-Investing verstehen und adressieren, um den Schutz und den Nutzen des Ansatzes für die BoP zu gewährleisten.

Gleichwohl schließt der Vorgang der Finanzialisierung von Armutsreduzierung  in der Entwicklungszusammenarbeit einen simultanen Prozess der Sozialisierung des Finanzmarktes (im Sinne von inklusiverem Wachstum und der Lenkung von Kapital in breitenwirksamere Unternehmen und Sektoren) nicht aus. Beide Prozesse können gleichzeitig stattfinden. Eine akademische Untersuchung ihrer Wechselwirkungen wäre zukünftig wünschenswert.