Beschäftigungsverhältnisse in der Spielzeugbranche
Die meisten sozialethischen Risiken der Wertschöpfungskette von Spielwaren befinden sich auf der Stufe der Produktion. In den Fabriken, in denen diese stattfindet, kommt es zu einer Vielzahl an gravierenden Menschenrechtsverletzungen, sodass es schwierig ist, diese nach ihrer Intensität zu ordnen oder gar alle aufzuführen. Auch die Gründe sind vielschichtig, da sie von einem Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure beeinflusst werden. Es konnte jedoch durchweg festgestellt werden, dass die Bezahlung sowie die Arbeitszeiten der Arbeiterinnen in den Fabriken zu den Hauptrisiken in der Produktion von Spielwaren zählen.
Im Bereich der Beschäftigungsverhältnisse gibt es vor allem drei Probleme: Arbeitszeit und Entlohnung:
Zwar wird der von Peking festgelegte Mindestlohn jährlich erhöht, dennoch halten sich viele Fabriken nicht daran oder die Erreichung des Mindestlohnes ist erst durch massive Überstunden möglich. Auch herrscht häufig Akkordarbeit, weshalb die Arbeiter nur für die produzierte Anzahl von Spielzeugteilen und nicht pro Stunde bezahlt werden. Problematisch ist dabei außerdem, dass viele Arbeiter ihre Lohnabrechnungen nicht nachvollziehen und damit nicht überprüfen können oder die Löhne bis zu einen Monat verspätet ausbezahlt werden, um sie an die Fabrik zu binden. Die soziale Sicherung der Arbeiter in Spielwarenfabriken ist meist schlecht, da sie oft nicht über einen Arbeitsvertrag verfügen und sie damit etwaige Vertragsverletzungen nicht nachweisen können, auch wenn der Anteil an chinesischen Arbeitern, die über einen gültigen Vertrag verfügen, seit Einführung des Arbeitsvertragsgesetzes Anfang 2008 stark gestiegen ist.
Neben den Risiken rund um die Bezahlung ist das Thema Arbeitszeiten in der Spielwarenbranche stark risikobehaftet. Das chinesische Arbeitsgesetz legt fest, dass die Regelarbeitszeit 8 Stunden täglich und 44 Stunden in der Woche beträgt. Überstunden dürfen bis zu 3 Stunden am Tag, aber nicht mehr als 36 im Monat betragen. Außerdem muss den Arbeitenden wöchentlich mindestens ein Ruhetag gewährleistet werden. In der Realität sind in chinesischen Spielwarenfabriken jedoch Arbeitszeiten von 12 bis 13 Stunden am Tag die Regel, in Extremfällen sogar bis zu 18 Stunden. Diese exzessiven Überstunden werden dabei in den meisten Fällen nicht nach den gesetzlichen Vorschriften bezahlt, welche festsetzen, dass für Überstunden mindestens 150% des Lohns gezahlt werden sollen, an Wochenenden sogar 200% und an nationalen Feiertagen 300% des Lohns. Auch wird häufig kein freier Tag zum Ausruhen gewährt. Aufgrund des niedrigen Basislohnes, vor allem der Arbeiterinnen, sind viele zur „freiwilligen“ Ableistung von Mehrarbeit bereit.