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„Die personalen Ursachen korrupten Handelns in der Privatwirtschaft“

Was veranlasst Entscheidungsträger in Unternehmen dazu, korrupt zu handeln? Der Beantwortung dieser Frage widmet sich die Dissertation von Frau Tanja Rabl, die am BWL-Lehrstuhl für Personalwesen und Führungslehre der Universität Bayreuth von Prof. Dr. T. M. Kühlmann betreut und mittlerweile mit dem Ludwig-Erhard-Preis ausgezeichnet wurde.

Ausgangssituation

Weltweit wird Korruption als gravierendes Problem wahrgenommen, das längst nicht mehr nur Politik und öffentliche Verwaltung betrifft, sondern auch den privatwirtschaftlichen Sektor. In der Presse finden sich Schlagzeilen wie „Bei neun bis zehn Unternehmen werden sie fündig“ und „ Selbstbedienung in Dax Konzernen – Korruption ist Chefsache“.

Die bisherige Korruptionsforschung liefert vielfache Ansätze zur Konzeptionalisierung und Erklärung des Phänomens Korruption und untersucht Ursachen und Konsequenzen. Allerdings nimmt sie nur selten den korrupten Akteur in den Blick. Betrachtet man bei aufgedeckten Korruptionsfällen, wer eigentlich korrumpiert hat, so stellt sich insbesondere die Frage nach dem „Warum“.

Die Arbeit

Die nunmehr als Buch vorliegende Dissertation befasst sich mit privater Korruption, mit Korruption innerhalb von Unternehmen und zwischen Unternehmen. Der Fokus liegt auf der Betrachtung des subjektiven Prozesses der Entscheidungsfindung korrupter Akteure.

Basierend auf einer sorgfältigen Analyse der Literatur über das Phänomen der privaten Korruption, einer Betrachtungsweise, die bisher vernachlässigt wurde, kommt die Autorin zu den zentralen Fragen der Untersuchung: Was veranlasst Entscheidungsträger zu Korruption in Unternehmen? Welche willentlichen, emotionalen und kognitiven Komponenten und Motivationen spielen eine Rolle? Und wie führt das Zusammenspiel dieser Komponenten schließlich zu Korruption?

Zur Beantwortung dieser Fragen und auf der Grundlage einer in Deutschland durchgeführten empirischen Studie entwickelt die Autorin ein Modell korrupten Handelns. Das Modell wird ergänzt, indem es im Rahmen einer experimentellen Simulation, die ein Unternehmensplanspiel beinhaltet, getestet wird. Darüber hinaus wird in der Studie der Einfluss einer Anzahl von wichtigen persönlichen und situativen Faktoren auf das Modell der Korruption untersucht. Es zeichnet ein Bild der häufigsten Gründe für korrupte Verhaltensweisen und zeigt die dabei benutzten Rationalisierungsstrategien der korrupten Akteure auf.

Die Studie stellt nicht nur einen Beitrag zur bestehenden wissenschaftlichen Forschung dar, sondern hat auch wichtige praktische Auswirkungen. Das Modell korrupten Handelns bietet Unternehmen ein nützliches Werkzeug zur Prävention und Abwehr von Korruption. Die Autorin bietet Empfehlungen für das (Personal-) Management (Personalauswahl, Arbeitsgestaltung, Training und Anreizpolitik) und Anregungen dafür, welche Maßnahmen angewandt werden können, um auf die kritischen personenbezogenen Determinanten von Korruption einzuwirken.

Auszeichnung

Die Arbeit wurde 2009 mit dem Ludwig-Erhard-Preis ausgezeichnet. Mit dem Preis werden Forschungsaktivitäten gefördert, die im Sinne des gebürtigen Fürther Ökonomen Ludwig Erhard innovativ, praxisnah und wirtschaftlich nützlich sind und dabei auch die Auswirkungen wirtschaftlicher Vorgänge auf die Gesellschaft berücksichtigen.

Tanja Rabl, Private Corruption and its Actors

Insights into the Subjective Decision Making Processes, Pabst Science Publishers, ISBN 978-3-89967-525-2