Gängeviertel Hamburg
Das Hamburger Gängeviertel, ein Ensemble historischer Gebäude am Rand der Innenstadt, ist von der Stadt an einen Investor veräußert worden, es soll unter Erhalt einiger Fassaden weitgehend abgerissen und durch moderne Bürogebäude ersetzt werden. Im Umfeld der gerade gegründeten „Recht auf Stadt“-Bewegung formiert sich im Jahr 2009 heftiger Widerstand gegen die Planungen; schließlich kommt es zu einer Besetzung der zwölf überwiegend leerstehenden Gebäude des Quartiers durch Aktivisten aus der Kunst- und Kulturszene. Die Initiative „Komm in die Gänge“ wirft der Stadt als ehemaliger Eigentümerin vor, durch das Unterlassen notwendiger Sanierungen die Häuser dem Verfall preisgegeben zu haben, fordert den Rückkauf der Immobilien durch die Stadt und eine dauerhafte nicht-kommerzielle Nutzung für Kunst, Kultur und Soziales sowie als günstiger Wohnraum.
Der Fall steht beispielhaft für Kontroversen um Stadtplanung, in denen Forderungen nach dem Erhalt von Gebäuden und ihrer nicht-kommerziellen, gemeinschaftlichen Nutzung als Gegenposition zu gleichförmiger Architektur und Verdrängung durch Aufwertung bezogen werden. Der "Fall Gängeviertel" ist als Unterrichtsgegenstand aufgrund des schnellen Erfolgs der Initiative (Rückkauf und Erhalt der Gebäude durch die Stadt), aber auch durch die anschließenden Kontroversen um die weitere Nutzung und Verwaltung besonders interessant.