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CSR-Tests der Stiftung Warentest: Information overload? Oder interessieren sich Verbraucher für mehr als Preis und Qualität?

Die Stiftung Warentest trägt durch ihre Waren- und Dienstleistungstests zu einer steten Verbesserung der Produktqualität bei. Gut bewertete Produkte haben einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenzprodukten. Waren mit mangelhafter Qualität entfernt der Einzelhandel z. T. aus dem Sortiment. Nach eigenen Angaben wurden in 45 Jahren in ca. 5.000 Tests mehr als 85.000 Produkte getestet; hinzu kommen ca. 1.600 Dienstleistungstests. Neben alltäglichen Waren wie Frischmilch und Schokolade wurden auch Exoten wie heizbare Skibrillen, Schreckschusswaffen und Elektroschuhtrockner getestet. Dabei wird immer auch die Umweltverträglichkeit der Waren getestet und bewertet, so dass Verbraucher entsprechende Informationen bei einem nachhaltigen Konsum berücksichtigen können. Dies umfasst jedoch überwiegend nur den Gebrauch und die Entsorgung. Über die ökologische und soziale Prozessqualität bei der Herstellung und in der Zulieferkette ist damit wenig bis nichts besagt.

Seit 2003 untersucht die Stiftung daher mittels ergänzender Unternehmenstests auch das soziale und ökologische Engagement von Anbietern. Weil die ersten Pilotuntersuchungen auf gute Akzeptanz bei den Lesern stießen, erscheinen diese CSR-Tests inzwischen mit einer gewissen Regelmäßigkeit zusammen mit ausgewählten Warentests (darunter z. B. Fußbälle, Fernlenkautos, Herrenhemden). Handelsunternehmen wie Aldi, Lidl, Tchibo, Otto und viele mehr standen bereits auf dem ethischen Prüfstand. Dieser ethos-Baustein wirft eine Vielzahl interessanter Fragen auf, vor allem:

  • Handelt es sich bei CSR-Tests um exotische Tests, an denen nur wenige Verbraucher wirkliches Interesse haben? Oder interessieren sich test-Leser für mehr als Preis und Qualität?
  • Führen CSR-Tests zu mehr Markttransparenz oder zum Information overload?
  • Berücksichtigen die Konsumenten die zusätzlichen Informationen beim Einkauf? Oder lässt eine Informationsüberflutung sie womöglich sogar in Passivität versinken?
  • Können Unternehmenstests überhaupt so objektiv sein wie Warentests?
  • Sind die CSR-Tests der Stiftung Warentest ein nennenswerter Beitrag zur Warenethik? Oder wird ihr Erfolg weit hinter dem der Waren- und Dienstleistungstest zurückbleiben?

Der Verbund von Waren- und Unternehmenstests kann besonders leicht im Rahmen des medienpädagogischen Projekts „test macht Schule“ realisiert werden. Dabei können ca. 3.000 Schülerinnen und Schüler aus 100 Klassen nach erfolgreicher Bewerbung durch die Lehrenden ein Schuljahr lang kostenlos die Zeitschrift test erhalten. Natürlich ist das Thema nicht darauf beschränkt.

Lehrplan-Bezug: Im Ökonomieunterricht kann dieser ethos-Baustein z. B. an das Postulat der Konsumentensouveranität anknüpfen oder an die Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften von Gütern als Beispiel für Informationsasymmetrie auf Märkten, die Möglichkeit der Verbraucherinformation usw. Politisch interessant ist, wie eine nicht staatliche Organisation, die in der Öffentlichkeit höchste Glaubwürdigkeit genießt, Transparenz über verborgene Eigenschaften von Waren herstellt. In der beruflichen Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann / zur Einzelhandelskauffrau sind wirtschafts- und warenethische Bezüge innerhalb der Lernfelder sogar durch den Rahmenlehrplan gefordert.


Baustein CSR-Tests

Titel:
Anbieter im CSR-Test – Ein Beitrag zur Förderung nachhaltigen Konsums? Unternehmenspolitik und -verhalten auf dem ethischen Prüfstand

Autor:
Mark Oliver Meßmer

Herausgeber:
Thomas Retzmann / Tilman Grammes

Buchtitel:
Warenethik in der ökonomischen und politischen Bildung. 

Ausgewählte Unterrichtsbausteine aus dem ethos-Projekt. 
Sonderdruck für die DSW - Deutsche Stiftung für Warenlehre 
Schwalbach/Ts. 2014