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Ethische Risikoanalyse der Tourismusbranche veröffentlicht

Reisen ist ein emotionales und kaum mit negativen Schlagzeilen belastetes Produkt. Im Zuge der Debatte um den Klimaschutz und das Zwei-Grad-Ziel rücken sozialethische Risiken der Tourismusbranche allerdings verstärkt in den Vordergrund. Allen voran das globale Risiko der CO2-Emissionen.

Im jetzt unter dem Titel "Tourismus. Eine ethische Risikoanalyse" erschienenen vierten Band der Reihe era-paper liegt der Fokus auf eben diesen klimaschädlichen Emissionen. Die Autor*innen zeigen, wie die CO2-Emissionen als Kernproblem weite Teile der Branche betreffen und diese in ihrer Existenz bedrohen. Demgegenüber sind die Akteure der Branche selbst mit eher kleinteiligen und überwiegend nur vor Ort in den Destinationen bearbeitbaren Herausforderungen konfrontiert. In dieser Struktur der Risiken liegt eine Besonderheit des Tourismussektors.

Während die Tourismusindustrie einerseits eine intakte Natur, zuverlässige Schneeverhältnisse und vor Überschwemmungen sichere Strände braucht, damit ihr langfristig nicht die wirtschaftliche Grundlage entzogen wird, profitiert sie gleichzeitig von einem florierenden Flugverkehr und gilt sogar als dessen Treiber. „Das Produkt Reise wird durch die vom Klimawandel verursachten Veränderungen wesentlich und unmittelbar mitbestimmt“, sagte die Projektverantwortliche Dr. Miriam Putz. „Diese Problematik, an den ökologisch negativen Entwicklungen, die zu einem ernsthaften Risiko für das Geschäftsmodell werden, als Verursacher beteiligt zu sein, ist ein weiteres Merkmal der Tourismusindustrie.“

Im Jahr 2020 ist eine sozialethische Bewertung des Tourismussektors indessen nicht ohne Berücksichtigung der Folgen der Corona-Pandemie auf die Branche möglich. Aus vielen Jahren kontinuierlichen Wachstums kommend, erlebte die Branche einen dramatischen Einbruch. Viele Unternehmen gerieten in massive ökonomische Schwierigkeiten. Die mittel- und langfristigen ökonomischen Folgen sind aufgrund der vielen Unbekannten derzeit kaum abzuschätzen. Auch die sozialethischen Konsequenzen bleiben offen. Es wäre tatsächlich denkbar, dass die Pandemie ein Treiber für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus sein könnte. In der Governanceanalyse zeigen wir hingegen auf, dass wir die Chance auf strukturellen, auch die Geschäftsmodelle umfassenden Wandel als sehr klein bewerten. Nichtsdestotrotz lassen sich aus der Analyse konkrete Lösungsmöglichkeiten und Handlungsempfehlungen für einen nachhaltigeren Tourismus ableiten.

Das era-paper „Tourismus. Eine ethische Risikoanalyse“ ist kostenlos als PDF-Download erhältlich. Die Publikation ist Teil des Projekts Ethical Risk Assessment (era), in dem die Stiftung branchenbezogen Wertschöpfungsketten analysiert. Leitend sind die Fragen, welche ökonomischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Akteure an den komplexen Wertschöpfungsprozessen beteiligt sind, welche Rolle sie jeweils spielen und wie es ihnen gemeinsam möglich ist, die sozialethischen Risiken der Branche zu minimieren. In der Reihe waren zuvor Analysen zum Elektrorecycling, der Kakaobranche sowie des Fischsektors erschienen.

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