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Gesprächskreis „Stiftungen und demokratische Öffentlichkeit“

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Die BMW Stiftung Herbert Quandt, die Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik und die VolkswagenStiftung initiieren einen Gesprächskreis „Stiftungen und demokratische Öffentlichkeit“, um Möglichkeiten der Förderung des Qualitäts-Journalismus durch Stiftungen zu beleuchten.

Die Medienlandschaft in Deutschland und damit das System der Öffentlichkeit in der Demokratie befinden sich in einem rasanten Wandel. Unabhängiger Qualitäts-Journalismus ist der Kern der gesellschaftlichen Funktion der Medien. Er hat eine Wächterfunktion gegenüber staatlichem Handeln und Unternehmen. Vielerorts wird jedoch eine sinkende Qualität journalistischer Erzeugnisse beklagt. Zudem steht der klassische Journalismus in der digitalen Welt großen Herausforderungen gegenüber, die einer systemischen Betrachtung und eines hohen Innovationsgrads bedürfen.

Die BMW Stiftung Herbert Quandt, die Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik sowie die VolkswagenStiftung haben daher die Initiative zu einem Gesprächskreis „Stiftungen und demokratische Öffentlichkeit“ ergriffen, um weitere Stiftungen für dieses Thema zu gewinnen und die Diskussion über die Förderung des Journalismus durch Stiftungen weiter zu vertiefen. Andere Stiftungen sind herzlich eingeladen, sich dieser Initiative anzuschließen.

Der Gesprächskreis steht allen Stiftungen offen und soll einem koordinierten Gedankenaustausch zwischen allen Beteiligten dienen, aus dem heraus Kooperationen und Initiativen entwickelt und gesteuert werden können, die das Thema „gemeinnützig geförderter Journalismus“ weiter führen. Eine enge Anbindung an den Bundesverband Deutscher Stiftungen wird angestrebt.

Eine Reihe von Akademietagen des Gesprächskreises sind für 2011 und 2012 geplant, um im Austausch mit Journalisten, Medienwissenschaftlern und Medienunternehmern die Herausforderungen einer Kultur von Öffentlichkeit zum Gegenstand strategischer Überlegungen machen.

Vor allem in den USA; aber auch in Deutschland, unterstützen bereits Stiftungen und zivilgesellschaftliche Organisationen die Presse. Engagements deutscher Stiftungen im Bereich Journalismus und Medien sind jedoch häufig auf die jeweils spezifische Themenkommunikation oder allgemeine Nachwuchs- und Austauschprogramme ausgerichtet. Auffällig ist dabei die hohe Zahl von Journalistenpreisen. Die systematische Förderung einer demokratischen Öffentlichkeit hat sich bisher noch nicht auf der Gemeinnützigkeits- oder Spenden-Agenda etablieren können. Hier wäre ein Wandel vom Thematischen zum Systematischen, also von einer „Journalisten-Förderung“ hin zu einer „Journalismus-Förderung“, wünschenswert.

Gleichzeitig müssen unintendierte Nebenfolgen bei einem gemeinnützigen Engagement im Medienmarkt berücksichtigt werden. Das bisherige Geschäftsmodell von Medien aus Kiosk-, Abo- und Anzeigengeschäft befindet sich in Auflösung begriffen. Es kann jedoch nicht Aufgabe von Stiftungen sein, in diese Marktprozesse einzugreifen. Eine unterstützende Tätigkeit bei der Einführung und Evaluierung neuer, auch spendenfinanzierter Refinanzierungsmodelle mit Labor-Charakter durch Stiftungen erscheint jedoch wünschenswert („Entwicklungshilfe für neue journalistische Formen“).

Journalistische Arbeit wird dabei keinesfalls überflüssig, sondern muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Diese Anpassung ist eine unternehmerische Aufgabe. Es sollte daher nicht beispielsweise allein der Print-Sektor gefördert werden, sondern der Journalismus in seiner Funktion. Anstatt alte Defizite auszugleichen sollte das Interesse des Dritten Sektors deshalb der gemeinnützigen Förderung neuer Organisationsformen einer medialen Öffentlichkeit gelten.

Der Gesprächskreis „Stiftungen und demokratische Öffentlichkeit“ soll erörtern, wo genau die aktuellen Defizite im Qualitätsjournalismus liegen. Im konstruktiven Diskurs sollen Handlungsfelder identifiziert werden, in denen sich Stiftungen eventuell engagieren möchten. Am Ende können Kooperationen und Initiativen stehen, in denen konkrete Projekte umgesetzt werden.

Übergeordnetes Ziel ist es, ein Bündnis von Stiftungen zu schaffen, die sich gemeinsam unter einem Dach, aber mit individuellen Förder-Schwerpunkten, bei der Sicherung des Qualitätsjournalismus als demokratischer Kontrollinstanz engagieren – und profilieren - möchten.

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